Auf ein Hefe bei Stefan Schmitt
Das Rugbyjahr 2013 ist beendet und die Klubs gehen in die verdiente Winterpause. Doch kurz vor dem Ende dieses Jahres endete auch eine besondere Spielerkarriere, die von Höhepunkten und Erfolgen gekrönt war. Nun, da sich die Aufregung und die Emotionen um den Abschied von Stefan „Hefe“ Schmitt etwas gelegt haben, hat rgh-rugby.com bei Hefe daheim angeklopft und blickt gemeinsam mit ihm auf seine aktive Zeit zurück…
RGH Rugby: Hallo Stefan, du verabschiedest dich mit zarten 36 Jahren und mehr als 180 Spieleinsätzen in der Startaufstellung mit einem Sieg gegen den SC 1880 Frankfurt aus der ersten Mannschaft der RGH. Wie lautet ein Fazit deiner Karriere?
Stefan: Das Rugby hat mich fast mein ganzes bisheriges Leben lang begleitet und entscheidend geprägt. Es war so viel mehr als nur eine sportliche Karriere und ich bin sehr dankbar für diese wunderbare Zeit. Ich kann mit Stolz auf die vielen Jahre zurückblicken, habe viele gute Freunde gefunden, sehr viel erlebt und erreicht. Wenigstens einen Einsatz in der Herren-Nationalmannschaft hätte ich gerne gehabt, aber nach der U23 hatte ich mich aus beruflichen Gründen von der Nationalmannschaft verabschiedet.
RGH Rugby: Das Rugby hat sich im Lauf deiner Karriere stark verändert. Wie beurteilst du die Situation von heute im Vergleich mit der vor 18 Jahren?
Stefan: Das Spiel ist natürlich viel schneller und athletischer geworden, obgleich wir damals ja schon das Maximum an Geschwindigkeit und Athletik hatten (lacht). In Deutschland gefällt mir sehr gut, dass Rugby in der Fläche weiter verbreitet ist, dass es immer mehr Vereine und Ligen gibt. Wenn früher die Bundesliga fast nur in Hannoveraner und Heidelberger Vereine aufgeteilt war, war das dem Sport im Allgemeinen nicht förderlich. Die Aufteilung der 1. Liga in vier regionale Gruppen und mehrere Phasen bis hin zur Meisterschaft finde ich zu kompliziert und für außenstehende schwer zu vermitteln, sie ist aber vielleicht auch ein notwendiges Übel. Der Fokussierung auf das 7er Rugby kann ich allerdings gar nichts abgewinnen. 7er Rugby ist für mich eine andere Sportart und hat zu wenig mit „meinem“ Rugby gemeinsam. Dem 15er Rugby geht durch diese Konkurrenz viel verloren. Die (National-)Spieler sind einer zu großen Belastung ausgesetzt und fehlen im Verein, die 15er Spiele finden bald nur noch in den Herbst- und Wintermonaten statt, was die eh schon wenigen Zuschauer auch nicht auf den Platz lockt. Und dass 7er Rugby olympisch ist und damit gefördert wird, überzeugt mich auch nicht. Wenn es nur darum geht, könnten wir ja Trampolin springen. Die sind auch olympisch.
RGH Rugby: Du warst der letzte aktive Spieler, der 3 der insgesamt 4 deutschen Meisterschaften der RGH aktiv miterlebt hat und zweimal den Pokal gewinnen konnte. Welches war dein persönliches Highlight und warum?
Stefan: Natürlich war das Triple 1997 ein sehr großes Highlight. Wir waren kaum zu schlagen und haben einfach alles abgeräumt. Ich konnte als junger Kerl in einer wirklich großen Mannschaft dabei sein und durchaus auch meinen Teil dazu beitragen. Wir kamen aus dem Feiern gar nicht mehr heraus. Der Sieg im Endspiel 2006 gegen Neuenheim war aber wohl mein größtes Highlight. Auf eigenem Platz und nach Verlängerung gegen den SCN so ein Herzschlag-Finale zu gewinnen. Wow!
RGH Rugby: Was würdest du als deine bitterste Niederlage bezeichnen?
Stefan: Vermutlich die Niederlage beim DRC Hannover im Rückspiel um die Meisterschaft 1999. Wir hatten das Hinspiel mit 11 Punkten Vorsprung gewonnen und es dann in Hannover noch vergeigt, das tat sehr weh. Bitter war auch das Spiel gegen Chile bei der Junioren-WM in Brescia. Sie hatten uns regelrecht überrollt. Nach nur 15 Minuten Spielzeit als Ergänzungsspieler wankte ich mit einer Platzwunde, einem eingerissenen Ohr und zwei ordentlichen Veilchen wieder vom Platz. Aber die Niederlage tat noch mehr weh. Wir brauchten einige Zeit, um die Packung zu verdauen.
RGH Rugby: Gab es in deiner Jugend einen Spieler, den du am meisten bewundert hast und warum? Hattest du in deiner Jugend auch einen Lieblingsspieler bei der RGH?
Stefan: Zu meiner Jugendzeit hatten wir wenig Bezug zu der Herrenmannschaft soweit ich mich erinnern kann. Das läuft heute um einiges besser. Später dann war Thomas „Belou“ Belousek mein größtes Vorbild. Er war/ ist einfach ein Pfundskerl und zusammen mit Thomas Weber, Thomas Paral oder Matthias Meder und all den anderen hat er mich „an die Hand“ genommen und wunderbar in die Herren-Mannschaft aufgenommen und mir viel beigebracht.
RGH Rugby: Du hast angefangen von Schülern bis zur ersten Mannschaft zahlreiche Trainer gehabt. Gab es den ein oder anderen, der dir in besonderer Erinnerung geblieben ist?
Stefan: Besonders natürlich Rudolf "Bazi" Finsterer, unter dem ich schon in der Nationalmannschaft gerne trainiert habe. Mit ihm gehe ich durch dick und dünn. In meiner Jugend-/ Juniorenzeit war Stefan Saegert ein besonders guter Trainer. Er verstand es exzellent, aus uns einen verschworenen Haufen zu Formen und zum Erfolg zu führen. Auf und neben dem Platz. Aber es waren noch einige andere und gerade den Schüler-/ Jugendtrainern habe ich so vieles zu verdanken.
RGH Rugby: Auch neben dem Platz wird dich die Mannschaft vermissen. Sei es als Kassenwart oder standfester Akteur der „dritten Halbzeit“. Unter anderem steht noch eine letzte Bootsfahrt als „Spieler“ steht noch aus. Weißt du schon was du mit deiner ganzen Freizeit anstellen wirst die du jetzt hast?
Stefan: So einen richtigen Plan habe ich noch nicht, nein. Es ist einiges liegengeblieben in der letzten Zeit, das muss erstmal aufgeholt werden. Ansonsten lasse ich das erstmal auf mich zukommen, so ganz verabschiede ich mich aber sicher nicht von meinen Jungs, meiner RGH.
RGH Rugby: Du hast zwei Söhne. Wir gehen davon aus, dass bald wieder ein Schmitt in der ersten Mannschaft spielen wird. Hast Du ihnen schon den ein oder anderen Rugbytrick gezeigt oder werden wir dich zukünftig als Trainer erleben?
Stefan: Seit März sind beide schon im Bambini-Training aktiv, sie wissen auch gar nicht, dass es andere Sportarten gibt. Im alltäglichen Umgang zu Hause trainieren wir die Matchhärte, meinen tödlichen Sidestep werde ich ihnen noch beibringen. Eine Zukunft als Trainer kann ich mir durchaus vorstellen, aber ich werde hier erst mal nichts überstürzen.
RGH Rugby: Welchen Rat würdest du einem Jugendspieler geben, der für die erste Mannschaft spielen möchte?
Stefan: Fleißig trainieren, sich erstmal hinten anstellen, dranbleiben und vor allem geduldig sein. Irgendwann platzt der Knoten und man bekommt seine Chance. Und schaut nicht nur danach, wo es die beste Capri Sonne gibt, es zählt noch vieles mehr.
RGH Rugby: Zum Schluss eine letzte Frage: Wie schneidet die RGH in dieser Saison ab und wer wird deutscher Meister?
Stefan: Ich gehe davon aus, dass der HRK erneut Meister wird. Dazu muss man kein Prophet sein. Die RGH wird bis ins Halbfinale kommen.
RGH Rugby: Stefan, vielen Dank im Namen der ganzen RGH, bis bald & genieße Deine "Rugby-Rente"!