Interview mit Björn Bürgler
rgh-rugby.com möchte im Jahr 2014 vermehrt Menschen vorstellen, die die RGH seit vielen Jahren begleiten bzw. begleitet haben. Hierzu zählen ehemalige Spieler, Funktionäre oder Fans der "Orange Hearts". Den Anfang macht Björn Bürgler, aktueller Physiotherapeut der Bundesligamannschaft. Es gibt neben dem Trainer wohl kaum jemanden, der näher am Team ist als unser Medizinmann. Der 35-Jährige ist Physiotherapeut im Rehazentrum der Atos Klinik in Heidelberg. Mit dem "Team Hannover" hat er bei dem Vorbereitungs-Hallenfußballturnier der RGH vergangenen Freitag einen guten zweiten Platz erkämpft. Seine Eindrücke als Aussenstehender haben wir in einem kurzen Interview zusammengetragen.
Björn in Action beim Spiel gegen den Heidelberger Turnverein (Foto: M. Bollian)
rgh-rugby.com: Hallo Björn, du bist jetzt schon einige Jahre als Physiotherapeut bei der RGH aktiv. Wie kamst du bzw. kamen wir es zu dieser Ehre?
Björn: Hallo Patrick, ich bin inzwischen seit knapp 5 Jahren bei der RGH. Es kam dazu, weil – ich weiß nicht mehr genau, wer es war; Jürgen oder Leander – bei uns in der Praxis nachgefragt hat, ob es jemanden gibt, der Interesse daran hätte den Druiden (Matthias Rother) zu unterstützen. Weil Rugby eine Sportart ist, mit der ich bisher noch nichts zu tun hatte, habe ich mir gedacht: Schauste dir mal an!
rgh-rugby.com: Du hast turbulente Jahre mit vielen Trainerwechseln bei der RGH erlebt. Wie beurteilst du die jetzige Situation der RGH?
Björn: Das ist wohl richtig. 5 Jahre, 5 Trainer. Inzwischen ist die Mannschaft sehr homogen und hat mit Christopher Weselek einen Trainer, der vor nicht allzu langer Zeit noch ein aktiver Teil der Mannschaft war. Die Mannschaft wirkt sehr motiviert und auch mit Blick auf die Jugendabteilung stehen meiner Meinung nach die Chancen in der Zukunft sehr gut.
rgh-rugby.com: Aktiv hast du meines Wissens nie Rugby gespielt, bist aber sportlich selbst sehr aktiv. Kannst du dich an dein erstes Rugbyspiel als Zuschauer und Physiotherapeut erinnern? Was ging dir dabei durch den Kopf?
Björn: Ich glaube es war ein Spiel gegen einen Berliner Verein, bei dem es schon ordentlich zur Sache ging. Mein erster Gedanke war, natürlich ohne Spielverständnis: das sind 30 Bekloppte, die einem Ball hinterher rennen und nach dem Spiel alle verletzt sein werden. War dann aber gottseidank nicht so.
rgh-rugby.com: Wie läuft ein typischer Spieltag aus der Sicht eines Physiotherapeuten bei der RGH ab?
Björn: Man trifft sich 1,5 bis 2 Stunden vor dem Spiel, versorgt größere und kleinere Verletzungen, legt Tapes an, lockert verspannte Muskelpartien. Während dem Spiel verfolgt man nicht den Verlauf, sondern hat immer auch ein Auge auf die angeschlagenen oder gerade von Verletzungen zurückgekehrten Spielern. Selbstverständlich versucht man im Spiel entstandene Verletzungen so zu versorgen, dass der Spieler weiter machen kann bzw. wenn es aus medizinischer Sicht unverantwortlich wäre weiter zu spielen, den Spieler davon abzubringen bzw. zu zwingen (was ab und an nötig ist). Nach Spielende schaut man dann nochmal nach den im Spiel entstanden Verletzungen, lockert wieder Muskulatur und geht dann zum gemütlichen Teil über (lacht).
rgh-rugby.com: Was war dein bisher schönster Moment mit der RGH und warum?
Björn: Einer meiner schönsten Momente war, kurz nach Beginn meiner Tätigkeit, der Gewinn der Deutschen Meisterschaft im 7er Rugby 2009. Erwähnenswert ist aber auch die erste Auswärtsfahrt im Bus nach Hannover (vor allem die Rückfahrt) – so etwas habe ich noch nie erlebt.
Björn beim behandeln von zweite Reihe Stürmer Christoph Hug (Foto: M. Bollian)
rgh-rugby.com: Du hast eine Menge schwere Verletzungen beim Rugby gesehen. Wie beurteilst du als Fachmann das Verletzungsrisiko im Rugby im Vergleich zu anderen Sportarten wie Fußball oder Handball
Björn: Ich würde sagen, da der Rugbysport doch deutlich physischer ist als andere Sportarten wie Fußball oder Handball, ist das Verletzungsrisiko deshalb höher. Allerdings ist es dann doch nicht so viel wie man denkt, weil der vernünftige Rugbyspieler sich und seinen Körper dementsprechend vorbereitet.
rgh-rugby.com: Ohne große Umschreibung: was war die heftigste Verletzung, die du in deiner Zeit als Physiotherapeut der RGH im Rugby gesehen hast?
Björn: Es ist ironisch, dass gerade du mich das fragst. Es war deine Arm-/Ellbogenverletzung im Halbfinalspiel gegen Frankfurt. Ich habe noch nie einen Unterarm in dieser Stellung gesehen. Heftig waren aber auch diverse Gesichtsverletzungen.
rgh-rugby.com: Du machst selbst aktiv Sport. Ich weiß, dass du regelmäßig mit einer Staffel beim Heidelberger Halbmarathon und Triathlon sowie weiteren Läufen teilnimmst. Was treibst du sonst noch in deiner Freizeit und reizt es dich nicht einmal die Rugbyschuhe zu schnüren?
Björn: Da ich einen fulltime Job habe und viel Zeit mit euch auf dem Rugbyplatz verbringe, bleibt nicht so viel Freizeit. Trotzdem versuche ich mich fit zu halten, zur Zeit vor allem mit Ausdauersport. Ansonsten versuche ich die restliche Zeit mit meinen Freunden zu verbringen. Natürlich würde mich Rugby reizen, allerdings denke ich es wäre fahrlässig das in meinem Alter quasi von Null anzufangen.
rgh-rugby.com: Du hast einen engen Kontakt zur Mannschaft. Bisher hat die RGH abgesehen von der Niederlage gegen den TSV Handschuhsheim und den Pleiten gegen die beiden Semi-professionellen Teams des HRK und Pforzheim das Maximum herausgeholt. Wie siehst du die Chancen für die RGH, für den Rest der Saison? Was springt am Ende dabei für die RGH heraus?
Björn: Ich finde die Saison hat echt stark angefangen. Die meisten Spieler waren sehr fokussiert und haben an ihre Stärken geglaubt – das hat dann aber zum Ende Hinrunde, auch aufgrund der vielen Verletzungen, etwas nachgelassen. Ich denke aber, dass wenn jetzt im Training konzentriert gearbeitet wird und der eine oder andere Verletzte wieder zur Mannschaft zurückkehrt ist das Halbfinale drin.
rgh-rugby.com: Letzte Frage: Wer wird dieses Jahr deutscher Meister und warum?
Björn: Ich denke, dass auch dieses Jahr der HRK wieder die Nase vorne haben wird, da sie auf allen Positionen und auf der Bank top besetzt sind, größtenteils seit Jahren zusammenarbeiten und daher mannschaftlich sehr geschlossen sind.
rgh-rugby.com: Danke Björn, dass du dir die Zeit genommen hast. Bis bald.
Björn (ganz rechts) als Physiotherapheut bei einem internationalen 7er Rugby Turnier in Russland 2010.