Spielerinterview: Rafael Uebelhoer vor dem Viertelfinale beim Berliner RC
Am Samstag reisen die Orange Hearts nach Berlin und spielen dort gegen den Berliner Rugby Club um den Einzug ins Halbfinale der deutschen Meisterschaft. Nach dem deutlichen Sieg gegen den TSV Victoria Linden war Trainer Christopher Weselek mit der Leistung zufrieden, wies aber darauf hin, dass es gegen Berlin ein härteres Spiel wird. Die Mannschaft des BRC beendete die Meisterrunde im Norden als Zweitplatzierter und ist der erste Prüfstein für die Orange Hearts in den Playoffs. Die letzte Begenung der beiden Teams 2011 endete knapp mit 10-16 für die RG Heidelberg.
Im Schlussspurt der Saison nahm sich rgh-rugby.com noch einmal Zeit, um mit 1. Reihe-Stürmer Rafael Uebelhoer zu sprechen.
Rafael kam 2012 zur RGH und ist seit dieser Saison Stammspieler der ersten Mannschaft. In der Saison 2013/2014 stand Rafael in 15 Spielen 14 mal in der Startformation der Orange Hearts und legte seinen ersten Versuch im Spiel gegen den Heidelberger Turnverein. Rafael kommt aus Bayern und hat beim TV Memmingen das Rugbyspielen gelernt. Der 23-jährige studiert derzeit Maschinenbau an der TU Karlsruhe und fährt zu jedem Training mit dem Zug oder Auto aus Karlsruhe an. Um mit seinen Mitspielern und Freunden auf dem Rugbyplatz zu stehen opfert er eine Menge Zeit, seine zuverlässige Teilnahme an den Trainingseinheiten und seine Einsatzbereitschaft haben Vorbildcharakter für die Mannschaft.
rgh-rugby.com: Hallo Rafael, wie geht es dir im Augenblick?
Rafael Uebelhoer: Mir geht es eigentlich sehr gut. Die Rugby Saison nähert sich dem Höhepunkt. Außerdem bin ich jetzt in meinem letzten Bachelorsemester und muss nur noch meine Bachelorarbeit beenden.
rgh-rugby.com: Gerade ist das Mittwochtraining vorbei. Wie empfindest du die Stimmung in der Mannschaft vor dem Viertelfinalspiel in Berlin?
RU: Die Stimmung in der Mannschaft ist gut und man merkt, dass vor allem einige junge Spieler jetzt die Chance haben sich zu beweisen.
rgh-rugby.com: Was nimmst du Dir vor für das dieses Spiel?
RU: So hart zu spielen wie möglich. Ich habe zwar noch nie in Berlin gespielt, aber so wie man hört, ist man dort nicht zimperlich. Wenn wir so hart und motiviert spielen wie gegen die Löwen, sollten wir erfolgreich sein.
rgh-rugby.com: Du bist ursprünglich aus Bayern. Kannst du uns kurz erzählen, wie du zum Rugbysport gekommen bist?
RU: Den ersten Rugbyball habe ich mir schon während eines Schulaustausches in England gekauft. Ein Jahr später haben mich Freunde zum Rugbytraining in Memmingen mitgenommen, von da an habe ich kaum ein Training verpasst. Da war ich gerade 16 Jahre alt und es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit meinen Freunden zu spielen.
rgh-rugby.com: Wie kam dein Kontakt zur RGH zustande und wie lief deine Integration in die Mannschaft?
RU: Das ist eine witzige Geschichte. In meinem Fitnessstudio in Karlsruhe trainiert auch Tim Coly und ich habe ihn dort angesprochen, weil ich ihn von den Deutschlandspielen kannte. Er bot mir an, mich einmal mit ins Training zur RGH zu nehmen. Integriert wurde ich in die Mannschaft relativ schnell. Ich durfte direkt in der 2. Mannschaft ran und wir haben Nürnberg deutlich besiegt. Das war ein gutes Spiel und ein toller Einstand.
rgh-rugby.com: Warum kam es letztendlich zu dem Wechsel zur RGH?
RU: Ich wollte mich im Rugby weiterentwickeln. Das war in Memmingen und Karlsruhe leider nur bedingt möglich. Ich wollte nicht auf der Stelle treten, auch wenn es mir sehr viel Spaß gemacht hat bei meinen vorherigen Stationen. In der RGH ist der Anspruch und letztendlich die Erwartungshaltung an deine Leistung deutlich höher.
rgh-rugby.com: Du hast dich diese Saison zum Stammspieler der ersten Mannschaft entwickelt und hast an allen Spielen teilgenommen. Wie beurteilst du deine eigene Leistung?
RU: Kritisch. Ich bin eigentlich selten nach einem Spiel mit mir zufrieden. Bei jedem Spiel gibt es gute Aktionen, aber auch viele kleine Fehler, die mich ärgern und die ich beseitigen will. Gerade auf meiner Position kann ich mich in Zukunft noch steigern.
rgh-rugby.com: Was war dein bisheriger Karrierehöhepunkt und was war deine bitterste Niederlage?
RU: Gute Frage. Das schönste Spiel war letzte Saison gegen Pforzheim, ich war das erste Mal in der Startaufstellung der RGH und wir gewannen das Spiel hingegen aller Erwartungen. Jede Niederlage tut weh, aber die Niederlage gegen Neuenheim diesen März war besonders unangenehm.
rgh-rugby.com: Du bist ein echter Teamplayer und hast mit die höchste Trainingsbeteiligung, obwohl du als Student aus Karlsruhe bis zu 4 mal pro Woche anreisen musst. Was treibt dich an und was sagt deine Freundin zu dem mächtigen Aufwand, den du betreibst?
RU: Rugby ist ein Teamsport. Ich will ein Teil dieses Teams sein, also fahre ich gerne in jedes Training, auch wenn ich dafür 45 Minuten nach Heidelberg fahren muss. Außerdem kann ich mich in jeder Trainingseinheit verbessern und an mir arbeiten. Meine Freundin unterstützt mich gerne, weil sie weiß, wie sehr ich diesen Sport liebe und den Ausgleich zur Uni brauche.
rgh-rugby.com: Auf deiner Position als 1. Reihe Stürmer ist man immer an vorderster Front. Was für Eigenschaften muss ein Prop deiner Meinung nach besitzen?
RU: Als Prop muss man im Spiel die Drecksarbeit leisten. Dein Job sind nicht Versuche zu legen, sondern die Basis dafür zu schaffen. Gerade im Gedränge ist auch viel Erfahrung und Kraft gefragt.
rgh-rugby.com: Wärst du manchmal lieber auf einer anderen Position und wenn ja welche würde dir am ehesten gefallen und warum?
RU: Sicherlich gibt es diese Spiele, vor allem wenn dein Gegenüber im Gedränge dir das Leben schwer macht. Früher habe ich oft auf der 2. Reihe gespielt, ich denke da könnte ich mich bestimmt auch heute noch wohl fühlen.
rgh-rugby.com: Hast du ein Vorbild im Rugby und im richtigen Leben?
RU: Ich habe kein konkretes Vorbild, aber im Rugby schau ich immer zu den alten Haudegen auf, denn von ihnen kann man eigentlich immer ein paar neue Tricks lernen.
rgh-rugby.com: Was machst du, wenn du nicht gerade auf dem Rugbyplatz stehst oder im Hörsaal sitzt?
RU: Wenn ich nicht beim Trainieren oder in der Uni bin, entspann ich sehr gerne. Die meiste Freizeit verbringe ich mit meiner Freundin, das ist nur fair, wenn man bedenkt wie viel ich weg bin. Wir verreisen gerne oder fahren nach Hause ins Allgäu, um unsere alten Freunde zu treffen.
rgh-rugby.com: Letzte Frage: Wen siehst du als Favoriten für die deutsche Meisterschaft und wo landet die RGH?
RU: Da ich für die RGH spiele und es hasse zu verlieren setze ich auf uns. Ich weiß, dass der HRK spätestens im Halbfinale da gern ein Wörtchen mitreden möchte, aber man muss positiv denken!
rgh-rugby.com: Danke für Deine Zeit und das interessante Interview und viel Erfolg in Berlin!