Vorzeitiges Saisonende nach Viertelfinal-Niederlage
RGH-Trainer Christopher Weselek kündigte seiner Mannschaft in der Teambesprechung eine unangenehme und „unorthodoxe“ Partie an – und er sollte Recht behalten. Mit dem Berliner Rugby Club, dem Zweitplatzierten der Nord-Meisterrunde, standen die Orangenhemden vor ihrem ersten wirklichen Prüfstein in den Playoffs, der sich als Charaktertest für die Mannschaft der RGH herausstellen sollte.
Der Berliner RC spielte von Beginn an druckvoll und mit hohem körperlichen Einsatz, was die Spieler der RG Heidelberg vor gehörige Probleme stellte und im weiteren Spielverlauf zu zahlreichen Straftritten für die Hausherren führte, die der sichere Kicker verwandelte. So ging der BRC auch nach einigen Minuten mit 3-0 in Führung.
Die RGH wirkte nervös, zahlreiche Bälle wurden in der Hintermannschaft fallen gelassen oder flogen durch schlechte Pässe an den eigenen Spielern vorbei, so dass die Hintermannschaft ihr schnelles und weites Spiel nicht wie gewohnt aufziehen konnte. Im Sturm hingegen war die RGH den Berliner jedoch deutlich überlegen und dominiertem im Gedränge und an der Gasse. So war es auch ein Paket nach einer Gasse, das der Rudergesellschaft die ersten Punkte bescherte. Diese Führung währte aber allerdings nur kurz, da die Hausherren einen weiteren Straftritt zu den Stangen setzen konnten. Spätestens hier war klar, dass das Viertelfinale ein hartes Stück Arbeit werden würde.
Generell erhielten die Hauptstädter vom überfordert wirkenden Schiedsrichtergespann zahlreiche Straftritte zugesprochen, von denen einige äußerst fragwürdig und nicht nachvollziehbar waren, zumal offensichtliche Regelverstöße auf Seiten des BRC nicht geahndet wurden, was bei den Betreuern und Anhängern der RGH zu einem starken Gefühl der Benachteiligung durch die Unparteiischen führte.
Kurz nach der erneuten Führung der Gastgeber konnte 3. Reihe-Stürmer Vincent Fischer, der erneut eine tolle Leistung ablieferte, einen Ball herausfangen und über den halben Platz zum Versuch ablegen, der leider erneut nicht erhöht werden konnte.
Die RGH kam weiterhin nicht zur Entfaltung, auch weil man offensichtlich nicht mit Gegnern mit starker physischer Spielweise zurecht kommt. So wurden im gesamten Spiel zahlreiche Bälle in Kontaktsituationen verloren weil die eigenen Unterstützungsspieler nicht schnell genug nachrückten und die Kontaktpunkte sauber machen konnten.
Nach knapp 15 gespielten Minuten dann der erste Knackpunkt: Verbinder Fabian Heimpel verlor die Nerven und lies sich zu einer Tätlichkeit hinreißen, die mit einer roten Karte geahndet wurde und das Angriffspiel der Orangehemden nachhaltig beeinträchtigen sollte. Doch es kam noch schlimmer: Hakler Elmar Heimpel verletzte sich Mitte der ersten Halbzeit am Fuß und musste ausgewechselt werden. Salerno ersetzte den verletzten 7er Nationalspieler.
Dennoch konnte die RGH ohne 2 Leistungsträger durch den starken Marvin Dieckmann kurz vor der Halbzeitpause einen weiteren Versuch verbuchen, und man ging mit einer Führung von 6-17 in die Pause, die Trainer Weselek noch einmal nutzte um seine Spieler einzuschwören.
Nach Wiederanpfiff jedoch das gleiche Bild: Der BRC am Drücker, die RGH mit zahlreichen Fehlern. Kurz nach dem Seitenwechsel gelang den Hausherren dann der erste Versuch, bei dem Prop Cem Bayram mit einer fragwürdigen gelben Karte für 10 Minuten zusammen mit einem Berliner vom Platz musste. Doch dabei sollte es nicht bleiben: der zweite RGH-Prop Rafael Uebelhoer ließ sich wie der Rest der Mannschaft auf das Spiel des BRC ein und erhielt den nächsten gelben Karton für die Gäste nach einer Unsportlichkeit. Gegen 12 Heidelberger verkürzte der 2. der Meisterrunde Nord zunächst per Straftritt auf 16-17, bevor der 2. Versuch des BRC die verdiente Führung für die Gastgeber zum 23-17 brachte.
Nun waren die Mannen von Trainer Weselek gefordert, mussten jedoch kurz darauf den nächsten Rückschlag wegstecken, als der kurz vorher wieder auf den Platz zurückgekehrte Bayram durch eine Knieverletzung endgültig das Feld räumen musste. Für ihn kam Herlyn ins Spiel.
Die Gesichter der Orange Hearts wurden zunehmend ratloser, es fehlte über weite Strecken der letzte Wille und die Bereitschaft, einen Schritt mehr zu gehen als die gegnerische Mannschaft. Hinzu kam, dass die Kicks der Orangen aus dem Spiel heraus sehr schlecht war und den Berlinern so zahlreiche Kontermöglichkeiten bot, die diese – auch durch mangelhafte Tacklings der RG Heidelberg – ausnutzen und in Punkte umwandeln konnten. Ein weiterer Straftritt erhöhte die Führung des BRC auf 26-17, bevor der 3. Versuch zum 31-17 knapp 10 Minuten vor Schluss das Ende der RGH-Saison besiegelte.
Auf Seiten der RGH wurde die Hoffnung dennoch nicht aufgegeben. Befeuert durch Vorgaben des Trainers, der wie einige Spieler noch an den Sieg glaubten, sowie die Zurufe der eigenen Mitspieler bewies die Rudergesellschaft Charakter und ging noch einmal in die Offensive. Nach einigen starken Phasen konnte sich Gelbsünder Uebelhoer ins Malfeld des BRC tanken und ablegen, Dieckmann erhöhte von weit außen und verkürzt die Führung der Hausherren auf 7 Punkte zum 31-24.
Wenige Minuten darauf war die Partie zu Ende, ohne dass die Mannen in Orange einen weiteren Angriff zu Ende spielen konnten. Nach einem erneuten Ballverlust im offenen Gedränge kickte der Gedrängehalb des BRC den Ball zum Sieg für die Hausherren ins Seitenaus.
Trotz der bitteren Niederlage, für die es diesmal zahlreiche Gründe gab, nahm Cheftrainer Christopher Weselek auch einige positive Aspekte mit aus dem Spiel. So zeigte er sich von der Moral seiner Spieler sowie der Leistung einiger junger Spieler beeindruckt und zog ein unterm Strich positives Vorabfazit aus der nun beendeten Saison:
"Wir können insgesamt mit der Leistung diese Saison zufrieden sein. Zwar haben wir noch einige Baustellen, die wir nur mit ausreichend Trainigszeit beheben können, doch angesichts unserer zahlreichen Verletzten über die gesamte Saison und der Integration unserer jungen und unserer Ersatzspieler bin ich für die Zukunft optimistisch, dass wir – wenn wir unsere Arbeit machen – auch erfolgreich sein werden. Dass mich diese Niederlage ziemlich nervt, und auch die nächsten Tage noch wurmen wird seht allerdings außer Frage."
Für die RGH spielten: 1 Uebelhoer, 2 E. Heimpel, 3 Bayram, 4 Christoph Hug, 5 Christian Hug, 6 Fischer, 7 D’Amato, 8 Wilhelm, 9 Wehrspann, 10 F. Heimpel, 11 Ringle, 12 Schachner, 13 Zarth, 14 Ueberle, 15 Dieckmann, 16 Salerno, 17 Herlyn, 18 Fromm, 19 Rang, 20 Poremba, 21 Ahl
Versuche: Fischer (2), Dieckmann, Uebelhoer
Erhöhungen: Dieckmann (2)